"Schlangenmosaik II"
Gelatinesilberabzug
Die Schlangenrituale von Gabriele Rothemann widersetzen sich jeder klassifikatorischen Ordnung, sind Fotografie und Zeichnung, sind Dokumentation und Stillleben, Andachtsbild und Allegorie zugleich. Es ist ein poetisches Bedeutungs-Spiel von Aneignung und Transformation, das in seltener Angemessenheit von konzeptionellem Entwurf und künstlerischer Form seine Überzeugungskraft gewinnt. Daran haben Werkmittel und Werkprozess entschiedenen Anteil. Die Arbeit am Mythos der Repräsentation geht programmatisch einher mit einer Archäologie des eigenen Mediums. Die analogen Fotografien sind mit Großbildkamera auf 4 x 5 Inch Negative gebannt. Der verwendete Film, ein Technical Pan von Kodak, dessen Produktion vor langen Jahren eingestellt wurde, ist bereits selbst ein Mythos. Für das Projekt der Schlangenrituale kommt die ‚ letzte‘ Rolle dieses extrem hart zeichnenden, besonders für die Architekturfotografie entwickelten Materials zum Einsatz. Um aus diesem orthografischen Strichfilm auch die feinsten Grauabstufungen herauszuholen, bedarf es eines speziellen Technidol-Entwicklers, den eigenhändig in der Dunkelkammer anzumischen selbstverständlich dazugehört. Solch alchemistisches Handwerk taugt im digitalen Zeitalter wohl am ehesten zum Garanten der Wahrhaftigkeit der Bilder.
(Sebastian Schütze)