"Drawing by Chairs #56"
C-Print (Thermography)
In einem konkreten und realen Raum wird ein Fauteuil verschoben und die thermische Spur aufgezeichnet, die in Folge ein abstraktes Bild ergibt. So stellt Reusse die grundsätzliche Frage nach der Bedeutung von konkret und abstrakt.
"Im Entstehungsprozess der "Thermovisionen" verbinden sich Fotografie und Thermographie. Die Thermographie ist ein der Fotografie analoges Verfahren. Während die Kamera Lichtwellen aufzeichnet, bildet der Thermograph Wärmedifferenzen ab. Das Gerät besteht aus einem Wärmesensor mit angeschlossenem Rechner. Der wandelt die Daten des Sensors in ein Sehbild um, das man auf dem Bildschirm des Rechners betrachten kann. Dieses Bildschirmbild fotografiert Reusse mit einer Kamera ab, um ein Negativ zu erhalten, von dem er seine Cibachromes herstellen lassen kann. Formen mit niedrigen Temperaturen erscheinen auf dem Bildschirm des Thermographen in bläulichen Farben, hohe in Farbtönen zwischen Orange zu Weiß. Damit der Thermograph etwas abbildet, muss ein Objekt nicht unbedingt anwesend sein. Es reicht, wenn es eine Wärme-Aura hinterlassen hat. Und das gilt auch für vornherein unsichtbare Phänomene wie die Atemluft oder einen Furz. Fotohistoriker werden einen Gutteil der "Thermovisionen" deshalb zur Gattung der "Phantombilder" rechnen. Während Kunsthistoriker sie vermutlich im Kontext der "Spurensicherung" ansiedeln dürften."
(Prof. Gottfried Jäger, in: Die Kunst der Abstrakten Fotografie)