ohne Titel
Gelatinesilberabzug auf Baryt
Bereits seit den 1970er-Jahren arbeitet Gerald Domenig mit seinen bevorzugten Medien, Fotografie, Zeichnung und Text, und hat damit ein umfassendes Œuvre geschaffen, das durch formale Strenge und thematische Offenheit gekennzeichnet ist. In Hinblick auf eine Konstruktion von Wirklichkeit verwendet der Künstler Zeichnung und Fotografie quasi diametral entgegengesetzt. Die Zeichnungen sieht er als Entwürfe oder Vor-Zeichnungen für seine Fotografien: Während die Arbeit mit dem Bleistift als eine Annäherung an die Welt begriffen werden kann, sind die meist schwarzweißen Fotografien eben kein Festhalten eines Moments, nicht bloß ein Abbild der Realität. Sie sind immer mehr als das, nämlich eigenständige Bilder einer Situation, eines Ortes. Domenig, der stets analog fotografiert, die Filme selbst entwickelt und die Vergrößerungen herstellt, versteht Fotografie als Technik der Bildkonstruktion, der Überführung von Raum in die Fläche, als Auflösung des Abgelichteten ins Bild: „Wenn ich fotografiere, will ich ein in der Dreidimensionalität verstecktes Bild, eine latente Zweidimensionalität in ein konkretes Bild übersetzen.”
In den inszenierten Stillleben in kleinformatigen Fotografien von eigenwillig ineinander verschränkten Objekten (wie Schalen, zerbrochenem Porzellan, Trinkgläser und Besteck) spielt Domenig mit einer Perspektive, die ins Wanken gerät, die – wie bei Vexierbildern – schwer zu fassen ist. (Secession, 2016)