"Raimund"
C-Print (Lambda), Künstlerrahmen, 23 karätige Blattvergoldung
rückseitig am Aufkleber signiert und datiert
Bei den Fotografien in Zweitausendzwölf handelt es sich um biometrische Aufnahmen, wie sie für Kinder ab der Geburt für Reisepässe in der Europäischen Union seit 2012 vorgeschrieben sind. Was wie Portraits von Kindern erscheint, ist genau genommen abstraktes, numerisches Datenmaterial ohne individuellen Ausdruck. Unser Blick auf das fotografierte Gesicht spielt keine Rolle mehr. Der Bildcharakter des Gesichtes wird bei der automatisierten face identification unterlaufen. Das Gesicht ist nicht mehr Spiegel von Identität, sondern Speicher von Information.
Die vergoldeten Holzrahmen sind im sogenannten Cassetta-Stil gehalten. Diese Art der Rahmung entstand im Quattrocento in der Toskana und wird heute in Rahmenmanufakturen als Renaissancerahmen bezeichnet. Im 16. Jahrhundert war dieser Rahmenstil bereits von Südeuropa bis zu den Niederlanden verbreitet und wurde häufig für Portraits verwendet. Die Portraitkunst des 15. und 16. Jahrhunderts spiegelt die humanistische Gedankenwelt der Renaissance wider und ist untrennbar mit der modernen Vorstellung von Individualität verknüpft.
(Robert Waldl)