Ansicht vorne
Inv. Nr.S-1578
KünstlerMartin Waldegeb. 1957 in Innsbruck, Österreich
Titel

"tennis-earth.ball"


WAL/D 102

Jahr2014
Technik

MUD print auf Japanpapier / unique multiple transfer Abzug (UMT)

Bildgröße65 x 85 cm
Auflageunique
Kommentar

Die fragilen Drucke auf hauchdünnen Japanpapieren wurden vom Künstler in einem langjährigen Verfahren selbst entwickelt. Das Druckverfahren auch MUD-Print genannt, da mit Schlamm gearbeitet wird, baut auf digitaler Technologie und sich verändernden "Rezepturen" von Inhaltsstoffen wie Polymeren und Kolloiden auf. Dabei werden die Inhaltsstoffe immer wieder in neuen Rezepturen gemischt. Martin Walde arbeitet wie in einem Chemie-Labor und weiß seine Resultate für künstlerische Zwecke optimal zu nutzen. Dabei liegt sein Augenmerk auf den Besonderheiten der Materialen und der Beobachtung wie diese sich bei chemischen und technischen Eingriffen verändern und verformen. MUD-Prints sind lichtechte Inkjetdrucke die fotografische und analoge Elemente vereinen. Jegliche Information wird in transparenten Schichten eingeschlossen. Die Kontrolle über den Inhalt halten die unberechenbaren Vermischungen von Substanzen, jenseits einer industriell standardisierten Methodik. Inhalte verwerfen sich, Dunkelheit und Licht nutzen verschiedenste Erscheinungsformen von Materialität. So erhält jeder Druck sein ungebändigtes individuelles Erscheinungsbild. Der Eindruck der skulpturalen Ausformung und die extreme Materialität der Informationen rücken Mud-Prints vom Medium "Fotografie" ab und lassen sie zu Objekten werden. Peter Weiermair bezeichnet sie als UMT-Prints – Unikater Multipler Transferdruck. Im zweiten Raum befinden sich zwei sitzende Figuren. Es handelt sich um Wachsmodelle von einer Frau (Choice, 1995) und einem Mann (Multiple-Choice, 2013), die im Maßstab verkleinert sind. Die Oberfläche ist weich und transparent wie Alabaster. 2013 zeigte Martin Walde beim Art Parcours der Art Basel eine Version von Multiple-Choice. Die Figuren stehen in einem dunklen Raum und nur die Anwesenheit von Personen lässt sie für kurze Zeit erscheinen. Ein Bewegungsmelder löst eine intensive aber kurze Bestrahlung der Figur durch eine Infrarotlampe aus. Im kurzen Aufglühen sehen wir die sitzenden Personen, die sich schützend Arme und Hände vor ihre Gesichter halten. Die Wärme der IR_Lampe ist eine Bedrohung für die Materialität der viskosen Wachse. Das Material wird in diesen Arbeiten nicht als traditionelles Ready-Made-Zitat der Abbrennenden Skulptur instrumentalisiert sondern für dessen performative Eigenschaften genutzt.
(Arthur Koestler, Darkness at Noon, 2014)

S-1578, "tennis-earth.ball"
Martin Walde, "tennis-earth.ball", 2014
S-1578, Ansicht vorne
© Martin Walde