"Orchidee III"
Offsetdruck auf Büttenpapier
unterhalb bezeichnet, signiert und datiert „Druckprobe, Richter, 1998“
Die Werkreihe „Orchidee I-V“ von Gerhard Richter entstand im Jahr 1998 und kann als Beispiel für Richters immer wieder aufgegriffenes Thema der Reproduktion eines Sujets mit verschiedenen Mitteln und der dadurch entstehenden veränderten Wirkungsweise und Verfremdung gesehen werden. Dabei diente eine Fotografie des Künstlers einer Orchidee als Vorlage für ein Ölgemälde des gleichen Motivs, welches 1997 entstand und in einem zweiten Schritt wiederum durch den Künstler abfotografiert wurde.
Das fotorealistische Gemälde mit seinen zarten, pastellfarbenen Pinselstrichen betrat somit wieder die ursprüngliche Sphäre der digitalen Fotografie. Die Edition Orchidee zeigt genau diese Fotografie, jeweils in verschiedenen Bildausschnitten, Bild- und Papiermaßen, und Montierungen beispielsweise zwischen Plexiglasscheiben oder etwa im Passepartout, die Richter mit den römischen Zahlen I bis V differenzierte, um verschiedene Bildwirkungen und Variationen ein und desselben Motivs aufzuzeigen. Diesen Effekt erzielte er bei den Orchideen III-V zudem dadurch, dass er für jedes Blatt der jeweiligen Auflage ein anderes Papier für den Offsetdruck benutzte, welches je nach Beschaffenheit andere Bildqualitäten in den Vordergrund rückte und allen Blättern einen Unikatcharakter verlieh.
In dem hier gezeigten Werk Orchidee III, welches vor der normalen Auflage von 17 Exemplaren als eines von drei Druckproben entstand, verlieh Gerhard Richter dem Blatt die Illusion einer Pastellzeichnung. Durch das zarte, leicht raue Büttenpapier entsteht beim Betrachter das Gefühl, man blicke nicht etwa auf den Druck einer Fotografie, sondern auf ein gemaltes Werk, welches eine starke meditative Ruhe, Harmonie und Kraft ausstrahlt.
(Galerie Schwarzer, Düsseldorf 2015)