"Reading Woman"
Pigmentbasierter Tintenstrahldruck
rückseitig signiert, betitelt, datiert und nummeriert (Bleistift)
In ihrer kleinformatigen Fotografie „Reading Woman“ werden Motive aus Literatur und bildender Kunst verknüpft. Zum einen schließt „Reading Woman“ an eine kunstgeschichtliche Tradition an: Die Darstellung lesender Frauen. Als Sitzgelegenheit der Leserin dient hier ein Sessel, dessen Schatten trickreich erzeugt wurde. Der fehlende Schatten der Leserin spielt an das Motiv des verlorenen Schattens an; Hauptmotiv unzähliger Volks- und Kunstmärchen.
(Liddy Scheffknecht)
Zeit ist ein seltsames Konstrukt. In der subjektiven Wahrnehmung gibt sie sich unberechenbar. Mal zerrinnt sie einem wie feiner Sand zwischen den Fingern, dann wieder wirkt es, als würde die Zeit stecken bleiben, stillstehen. Die Vorstellung von einer „absoluten, wahren und mathematischen Zeit”, wie sie Isaac Newton Ende des 17. Jahrhunderts formulierte, einer Zeit, „die an sich und ihrer Natur nach gleichmäßig, ohne Beziehung auf äußere Gegenstände“ fließe, erscheint einem wie Hohn, wenn die Sekunden, die Minuten, die Stunden, die Tage nicht vergehen mögen – einfach weil nichts passiert, an das es sich zu erinnern lohnte.
Um Zeit messen, um sie überhaupt wahrnehmen zu können, braucht es etwas, das sich verändert, etwas, das sich bewegt, kontinuierlich am besten, stetig wie der Zeiger auf dem Ziffernblatt. Oder – wie die Sonne von der sie umkreisenden Erde aus betrachtet.
Letztere hat Liddy Scheffknecht zu ihrer Komplizin gemacht. Sie spannt sie für sich ein, erkundet mit ihrer Hilfe Möglichkeiten, den Lauf der Dinge, Zeitlichkeit als solche zu visualisieren.
(Beate Scheder)