"Linde in Harste bei Göttingen"
Gelatinesilberabzug auf Agfa-Brovira-Papier
rückseitig vom Fotorafen beziffert (Bleistift)
Die alte Linde in Harste im Landkreis Göttingen (DE) war eine sogennate 1.000-jährige Linde und ein ausgewiesenes Naturdenkmal. Auch bekannt als Gerichts- und Tanzlinde ist sie mehr als 1.000 Jahre alt geworden. Heute ist nur noch der Torso der alten Linde vorhanden, aus seinen Wurzelresten ist jedoch schon ein neuer Trieb gewachsen der an den alten Baumveteranen erinnert.
Albert Renger-Patzsch fotografierte diesen prächtigen Baum für sein Buch Bäume. Photographien schöner und merkwürdiger Beispiele aus deutschen Landen, das 1962 als eine kleine exklusive Auflage erschien.
(Christoph Fuchs)
Kein Baum ist so mit dem Menschen verbunden, so oft besungen worden wie die Linde. Man sucht sie nicht im Walde, wo sie nur zerstreut vorkommt, sondern längs der Wege, auf Dorfplätzen und in Bauerngärten. Dort breitet sie ihre grolßkugelige, wohlgeformte Krone, in der die Aste sich regelmäßig bis zu feinsten Zweigspitzen aufteilen, und entfaltet darin alljährlich ein dicht-heimeliges Laubdach. Im frühen Sommer erscheinen die Blüten, die sich zur Bestäubung nicht dem Wind anvertrauen, sondern mit Honig und süßem Duft die Bienen herbeilocken. Dann ist der Lindenbäume und der Menschen schönste Zeit im Jahre. Kurz ist ein Menschenleben vor dem Lindenbaum. Tausend Jahre sagt man mancher Linde nach, und wenn auch oft nur die Hälfte davon richtig ist, so bleibt die freundliche Würde ihrer Erscheinung davon unberührt.
(aus: Albert Renger-Patzsch, Bäume. Photographien schöner und merkwürdiger Beispiele aus deutschen Landen,1962)