"Ritz Hotel, Paris"
Gelatinesilberabzug
rückseitig signiert, betitelt und datiert (Bleistift)
Elliott Erwitt ist der Fotograf, der nicht ernst sein will. Man muss im Werk Elliott Erwitts lange suchen, um Grausiges zu finden. Vielmehr werden seine Fotografien zur schier endlosen Aneinanderreihung von Kalauern. Da scheint ein Pferd zu schmunzeln angesichts der Männer, die versuchen, einen alten Lastwagen zu reparieren. Eine Bulldogge ersetzt durch die gewählte Perspektive den Kopf des Menschen, auf dessen Schoß sie sitzt. Oder in einem offenen Regal liegen genau auf Brusthöhe der alten Frau dahinter zwei kleine Kürbisse. Nicht Schnappschüsse, sondern Grabschschüsse nennt Erwitt solche Bilder. Es sind Momente, die es dem Betrachter schwermachen, die Welt übertrieben ernst zu nehmen.
In den vielen Reportagen, die er als Magnum-Fotograf für die bekanntesten Zeitschriften der Welt gemacht hat, ist stets auch ein Moment von Melancholie zu spüren. Dann ahnt man, dass für Elliott Erwitt auch der Witz zu einer Art Selbstschutz wird. Er ist der Clown, der den Tücken der Welt gern entkäme, der sich nach etwas sehnt, von dem er nur eine ungefähre Vorstellung hat.
(Freddy Langer, FAZ, 2010)