"Lichtreflex Rotation"
Gelatinesilberabzug
„Fotomechanische Transformationen entstanden unter dem Aspekt der Programmierung ästhetischer Strukturen, deren Herstellung nach den Erkenntnissen einer übergeordneten, rationalen Ästhetik formal beschreibbar ist und deren Prozess nach zwei Prinzipien aufgebaut ist,“ so die trockene Eingangserklärung Gravenhorsts zu seinen Fotomechanischen Transformationen in einer ersten gemeinsam mit Gottfried Jäger herausgegebenen und selbst verlegten Publikation im Anschluss an eine Ausstellung. Als die zwei Prinzipien nennt er das ästhetische Prinzip Gestaltung und das technische Verfahren Realisation. Und weiter: „Das ästhetische Prinzip bezieht sich auf die methodische Erzeugung ästhetischer Zustände und kann, so nach Max Bense, als Erzeugungsästhetik oder Generative Ästhetik aufgefasst werden.“ Damit verweist Gravenhorst auf den Vater computerbasierter Kunst jener Zeit, den Philosophen Max Bense (1910-1990), der an der früheren TU Stuttgart lehrte und mit seinen Vorlesungen und Schriften die erste Generation von Computerkünstlern (damals noch ein Unwort) in Deutschland hervorbrachte.
(Gottfried Jäger, Juli 2016)
Die Generative Fotografie ist eine Kunstbewegung, die von Gottfried Jäger gegründet wurde. Sie basiert auf den Ideen von Max Bense („generative Ästhetik“) sowie Herbert W. Franke, mit dem Jäger eng befreundet war und immer noch ist. Erstmals tauchte der Begriff anlässlich der Ausstellung „Generative Fotografie“ im Kunsthaus Bielefeld 1968 auf, wo nebst Jäger, die Künstler Pierre Cordier, Kilian Breier und Hein Gravenhorst ausgestellt wurden. Vorläufer dieser Bewegung waren Künstler wie Heinz Hajek-Halke, Carl Strüwe und Manfred P. Kage, die von Gottfried Jäger (als Kurator) ebenfalls in Bielefeld gezeigt wurden. Diese Ausstellungen Mitte der 1960er Jahre hatten einen grossen Anklang und daraufhin wurde in Bielefeld ein Lehrstuhl für Fotografie eingerichtet. Ab den 1970er Jahren haben dort Gottfried Jäger und Karl Martin Holzhäuser als Professoren für Generative Fotografie gelehrt und es fanden auch jährlich Symposien statt zur Theoriebildung. Im Jahr 1975 erschien dann das Kompendium „Generative Fotografie“, herausgegeben von Gottfried Jäger und Karl Martin Holzhäuser, mit einem Vorwort von Herbert W. Franke.
(Georg Bak, Zürich 2017)