"Die Summe meiner Daten – B/W Series, No. 5"
Fotografie S/W, Pigmentbasierter Tintenstrahldruck auf Hahnemühle Papier
rückseitig signiert, datiert, nummeriert und betitelt
Zu einer Zeit, in der weltweit Fragen über die Chancen, Herausforderungen und Risiken der Digitalisierung diskutiert werden, lenken die Arbeiten von Elias Wessel in „Die Summe meiner Daten” die Aufmerksamkeit auf den Gebrauch gesammelter Informationen und auf die vom Individuum im Netz hinterlassenen Spuren. Fingerabdrücke, Schlieren und sich auflösende Spuren, die aus der alltäglichen Verwendung digitaler Geräte mit berührungsempfindlichen Bild-schirmen hervorgehen, münden in großformatige, malerische Fotografien, in denen Wessel die Gleichzeitigkeit von Digitalisierung, Überwachung und Identität dokumentiert.
Während gesammelte Daten und daraus entwickelte Identitätsprofile für wirtschaftliche und politische Zwecke genutzt werden, nutzt Wessel die sich auf den Displays abzeichnenden Strukturen zur Bildgewinnung. Dabei verleiht Wessel den immateriellen Datenströmen des digitalen Zeitalters eine materielle Erscheinung. Er holt die im virtuellen Raum versunkenen Hand-lungsprozesse des Menschen aus der Unsichtbarkeit an die Oberfläche und lässt sie zu Lichtbildern werden. Durch bildkünstlerische Strategien macht Wessel das scheinbar im Verborgenen Liegende in einem Verbund aus Fotografie und gestischer Malerei wahrnehmbar. So hat er im kreativen Akt fotografischer Bildfindung eine ganz eigene Bildsprache für das digitale Zeitalter entwickelt. Nach wie vor bildet jedoch die Realität den Ursprung von Wessels künstlerischer Fotografie. Die digitale Welt und die mit ihr verknüpften menschlichen Handlungen besitzen von vornherein eine abstrakte Erschein-ungsform. Diese abstrakte Wirklichkeit spiegelt sich in der ungegenständli-chen Bildsprache des Zyklus wider. Es verbindet sich absolute Abstraktion mit absolutem Realismus.
(Dr. Jenny Graser, Kupferstichkabinett Staatliche Museen zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz)