ohne Titel
Gelatinesilberabzug
rückseitig signiert und datiert (Bleistift)
In der Zeit der Unterdrückung und Verfolgung der künstlerische Avantgarde entwickelt Elde Steeg, mit bürgerlichem Namen Elfriede Stegemeyer, – entgegen der offiziellen von den Nationalsozialisten propagierten Ästhetik – einen offenen, experimentellen Umgang mit dem Medium Fotografie, der sie eine Sonderrolle in der deutschen Fotografiegeschichte der 1930er-Jahre einnehmen lässt.
Elde Steegs Anfänge in der Fotografie und ihre Entwicklung eines eigenständigen fotografischen Œuvres waren weitgehend autodidaktisch. Aus großbürgerlichem Hause stammend, studiert sie an der Staatlichen Kunstschule in Berlin und ab 1932 an der Kölner Werkschule für Fotografie. Sie wird Mitglied in der Kölner Widerstandsgruppe der Roten Kämpfer. In dieser Zeit experimentiert Steeg intensiv mit der Fotografie und in Anlehnung an die Fotoavantgarde der Weimarer Republik erkundet sie die Grenzen und Möglichkeiten des Mediums. Ausgangspunkt ihrer Arbeit ist vor allem die Objektwelt der alltäglichen Dinge, die sie als Vorlagen für Fotogramme, Fotomontagen, Mehrfachbelichtungen, etc. einsetzt. Vor allem gläserne Objekte und besonders Trinkgläser dienen ihr als Material für Studien, die für ihr (nicht publiziertes) Buch Die Schule des Sehens gedacht sind. Sie arrangiert die Dinge in ungewohnten Perspektiven, dynamischen Arrangements und unter dem effektvollen Einsatz von Licht und Schatten.
(Ferdinand Brueggemann, Galerie Priska Pasquer, Köln)
1943 wurde ihre Wohnung bei einem Bombenangriff zerstört, wobei sie den größten Teil ihres bis dahin geschaffenen Werkes verlor, was diese Arbeit zu einem besonderen Relikt macht.