Ansicht vorne
Inv. Nr.S-2430
KünstlerAngelika Krinzingergeb. 1969 in Innsbruck, Österreich
Titel

"Learning To Fly #2"

Jahr2021
Technik

Direktfotografie, C-Print (analog)

Bildgröße83 x 63 cm
Auflage1/1 (+ a.p.)
Kommentar

Angelika Krinzinger hat sich ihren Traum vom Fliegen erfüllt. Ihrem Abflug ging, wie bei vielen ihrer Arbeiten, eine ungewöhnliche Spurensuche voraus. Für ihre neue Serie Learning to fly hat sie die Flügel von fünf Insekten genauer unter die Lupe genommen. Ein optisches, aber auch geistiges Vergrößerungsglas. Ein Vergrößerungsglas, das den Vermutungen der Künstlerin folgt.
"Ohne Vorwissen gibt es keine Spuren. Und Ahnung ist der Anstoß, dem Geist die Flügel zu heben", schrieb die Ikone der Romantik Bettina von Arnim. Angelika Krinzingers Geist schafft 150 Jahre später eine ganz besondere Bildbühne, indem sie die Flügel ihres kleinen Insektenschwarms durch analoge Direktfotografie noch einmal abheben und auf großformatigem Papier landen lässt. Man möchte sie anschnallen, das Fenster öffnen und losschwirren, am liebsten mit Tom Pettys Learning to Fly im Ohr.
Egal, ob es sich um die Flügel einer Biene oder einer Libelle handelt, das Flügel-"Stell-dich-ein" vereint fragile, aber auch starke Konstruktionen, die der Mensch gerne als Wunder der Natur bezeichnet. Oder anders gesagt: So klein, lästig und unbedeutend eine Fliege auch sein mag, dort oben, über unseren Köpfen kreisend, zeigt sie sich uns um einen Traum der Menschheit überlegen.
Die Natur kümmert das nicht. Angelika Krinzinger und ihre Kunst schon, wieder einmal schafft sie Bildwelten und Ästhetiken, die uns staunen und rätseln lassen. Einzigartige geometrische Formen, Linien, die an Adern oder das Skelett von Blättern denken lassen, verzweigte Gitter, Strukturen, die wie zufällig wirken, es aber nicht sind. Der Betrachter könnte auch an Galaxien denken. Wenn er will, denn die Freiheit der Interpretation sind Flügel, die die Kunst verleiht. Dazu gehört auch der Gedanke, dass Krinzingers neue Fotoserie die verstorbenen Insekten noch einmal abheben und auf ihre Weise leise und schön weiter summen lässt.
Die Natur kümmert das nicht. Angelika Krinzinger schon. Sie ist mit ihren neuen Arbeiten abgehoben und hat sich ihren Traum vom Fliegen erfüllt. Ihre Flügel schenkt sie auch dem Betrachter. Er darf ihr beim Fliegen zusehen, ohne den Boden verlassen zu müssen. Dafür sorgt der Verstand, vorausgesetzt, er hat eine Vorahnung.
(Michael Hausenblas, 2021)

S-2430, "Learning To Fly #2"
Angelika Krinzinger, "Learning To Fly #2", 2021
S-2430, Ansicht vorne
© Angelika Krinzinger
S-2430, Ausstellungsansicht, Galerie Krinzinger, Kabinett, Wien: Angelika Krinzinger,
Angelika Krinzinger, "Learning To Fly #2", 2021
S-2430, Ausstellungsansicht, Galerie Krinzinger, Kabinett, Wien: Angelika Krinzinger, "Learning to fly", 12.3.–29.5.2021