"Renate Schottelius, New York"
Gelatinesilberabzug auf Wephota Barytpapier vom Originalnegativ aus dem Nachlass, Akademie der Künste, Berlin
rückseitig gestempelt
Ellen Auerbach war eine deutsche Fotografin, die zur legendären Fotoagentur Ringl + Pit gehörte, die für ihren innovativen und einflussreichen Ansatz in der Werbe- und Porträtfotografie bekannt war. Auf dem Bild die Tänzerin Renate Schottelius auf dem Dach eines Wolkenkratzers, dem Wohnhaus von Auerbach während ihrer Zeit in New York. Das Bild aus dem Jahr 1954 entstand schon ziemlich am Ende ihrer fotografischen Kariere zwei Jahre später, nach der Trennung von ihrem damaligen Ehemann. Die Fotografie stellt ein ikonisches Werk im Leben von Ellen Auerbach dar und zeigt ihren typischen Stil, der Elemente der traditionellen Studiofotografie mit einer modernen, spontanen Ästhetik verbindet. Die Fotografin Barbara Klemm, eine langjährige Freundin Ellen Auerbachs, hat diese Arbeit stellvertretend für den Lebensabschnitt von Auerbach für eine Griffelkunst-Mappe ausgewählt, aus der diese Arbeit stammt.
Matthias Flügge schreibt im Begleittext zur Griffelkunst-Mappe: "Ellen Auerbach, die jüdische Künstlerin, mit Ende Zwanzig aus Deutschland vertrieben, in Palästina heimatlos geblieben und dann über London nach New York gegangen: ein Emigrantenschicksal, das es ungezählte Male gab. Das Leben einer Frau, die Verluste erlebt hat und, wie die Bilder zeigen, auch viele glückliche Tage. Die Photographie war nicht ihr einziger Lebensinhalt, sie war ein Mittel in ihrem Leben, nicht der Zweck. Mit Hilfe ihrer Bilder versicherte sie sich der Wirklichkeit, ein Vorgang, der zu Zeiten wichtig war, zu anderen weniger. Ellen Auerbach hat ein künstlerisches Leben geführt, auch wenn nicht immer Kunst entstand. Dieses Leben, die innere Freiheit, sah man ihr an, im Gegenüber und in den Filmen und Interviews, die über sie und mit ihr gemacht wurden. Sie war eine Weltbürgerin, und sie war auf der Suche nach einer transzendentalen Existenz, man könnte meinen, nach einer Heimat jenseits der materiellen Wirklichkeit. Den Bildern ist das nicht ablesbar. Sie sind ganz diesseitig, als wären sie nur entstanden, um die wirkliche Existenz der Welt zu beweisen."
(Christoph Fuchs)