"Tulpen"

WVZ #69

Ambrotypie auf schwarzem Glas (Nassplatten-Kollodium-Fotografie)

rückseitig signiert und WVZ Nummer

Steffen Diemer arbeitete bis 2013 als Fotograf für international renommierte Magazine wie Der Spiegel, Stern, National Geographic und für Tageszeitungen wie die Frankfurter Allgemeine und The Guardian. Sein Schwerpunkt lag auf sozialdokumentarischen Reportagen in Kriegs- und Krisengebieten in mehr als siebzig Ländern, vor allem im Nahen und Mittleren Osten, im Vorderen Orient, in Japan und in Südafrika.
Das Jahr 2011 markierte eine Neuorientierung und einen Neuanfang, ausgelöst durch Erschöpfung, Zweifel an seinem Auftrag und eine Sinnkrise aufgrund seiner bisherigen Erfahrungen als Kriegs- und Reportagefotograf. Diemer verabschiedete sich von der journalistischen Fotografie und begeisterte sich für das Nasskollodiumverfahren - ein über 170 Jahre altes fotografisches Verfahren, bei dem ein Motiv auf schwarzem Glas entwickelt wird. Die für das aufwändige Verfahren benötigten Chemikalien stellt Diemer selbst her. Voller Hingabe und mit hohem zeitlichen Einsatz entstehen so Fotoobjekte, die wie aus der Zeit gefallen wirken, kontemplativ und voller Stille.
Bevorzugte Motive seiner künstlerischen Arbeit sind Blumen, Zweige, Früchte, mit Wasser gefüllte Gläser, Fische, alles Motive, die wir aus der Tradition der Stilllebenmalerei kennen. Aber auch banale Motive des täglichen Lebens wie Schuhe, Schokoküsse oder Glühbirnen interessieren ihn.
Dabei geht es Diemer nicht um die naturalistische Darstellung, sondern um die Wahrnehmung, um das Innehalten und Studieren. Sein Hauptinteresse gilt der Spiritualität der materiellen Welt und der Schönheit im Banalen. Sein Ziel ist es, eine Seele in seinen Bildern zu etablieren. Wenn man ihn nach Einflüssen fragt, findet man japanische Bezüge zur Tuschemalerei von Hasegawa Tôhaku. Generell sind Reduktion, Einfachheit und die Suche nach dem Wesentlichen Kernbestandteile von Diemers Bildschöpfungen.
(Ira Stehmann Fine Art)