Naturselbstdruck
Naturselbstdruck, Buchseite
Das ist eine Seite aus dem seltenen Buch Physiotypia plantarum austriacarum mit Naturselbstdrucken der k.k. Hof- und Staatsdruckerei in Wien.
Seit 1830 druckte man getrocknete Pflanzen in Bleiplatten ab und benutzte diese als Druckformen. Durch das Auftragen unterschiedlicher Farben auf einer Druckplatte, ließen sich besonders lebensechte Abbildungen schaffen. In ästhetischer und wissenschaftlicher Sicht waren sie den frühen Fotografien weit überlegen. Die Herstellung metallischer Druckplatten auf der Grundlage echter Pflanzenabdrucke wurde in den folgenden Jahren konsequent weiterentwickelt und von Alois Auer Ritter von Welsbach (1813–1869), Direktor der Wiener Staatsdruckerei, perfektioniert. Auer stellte vom Blei-Abdruck auf galvanischem Weg eine Hochplatte her. Durch nochmalige Galvanisation erzeugte er dann eine druckfähige Kupfertiefdruckplatte. Der Druckvorgang selbst unterscheidet sich kaum von dem eines Kupferstichs. Auers Drucker Andreas Worring meldete das Verfahren 1852 am k.k. Privilegienarchiv zum Patent an.
Auer und Worring erlangten großes Ansehen durch diese Erfindung. Ihre Absicht war, künstlerisch-wissenschaftliche Objekte zu erschaffen und dabei die Probleme bei der Herstellung von Herbarien und anderen naturhistorischen Werken weitgehend zu vermindern. Im April 1856 begann die Staatsdruckerei die größte und prominenteste österreichische Naturselbstdruck-Unternehmung der Geschichte mit der Herausgabe der Physiotypia Plantarum Austriacarum von Ettingshausen und Pokorny, mit der Absicht, alle "Gewächsarten der vaterländischen Flora in Beziehung auf die Nervation der Blätter und blattartigen Organe zu untersuchen, und zwar mit Anwendung des Naturselbstdruckes".
(Christoph Fuchs)