"Schule II"
Klasse 6c
B0569
Gelatinesilberabzug
rückseitig signiert, betitelt, datiert und nummeriert
Auf den ersten Blick scheinen die Photographien etwas unscharf geratene Einzelportraits zu zeigen. Tatsächlich aber handelt es sich jeweils um das Photo einer gesamten Schulklasse. Im Unterschied aber zu konventionellen Klassenphotos, die die Schüler nebeneinandersitzend und -stehend zeigen, hat Michael Wesely die Gesichter aller Schüler einer Klasse mittels einer Mehrfachbelichtung übereinandergelegt. Wir sehen pro Aufnahme also nicht etwa ein Gesicht, sondern die Summe von ca. 30 Gesichtern, die am Ende dennoch wie ein einziges Gesicht, wie aus einem Guss, aussehen. Aber mehr noch: Obwohl die Aufnahmetechnik stets dieselbe ist, kristallisieren sich auf den Aufnahmen interessanterweise höchst individuelle Gruppen-Gesichter heraus, so dass jede Schulklasse ihr ganz eigenes Gesicht erhält. Die Photographien demonstrieren damit nicht nur die Faszination einer photographischen Aufnahmetechnik, die sich ihre eigene Realität schafft, indem sie ein Gesicht kreiert, das in der Wirklichkeit gar nicht existiert. Sie demonstrieren auch, dass Gruppen, die wie Schulklassen häufig zusammen sind, so individuelle Züge annehmen, dass sie von allen anderen ähnlichen Gruppen unterscheidbar werden.
(www.wesely.org)