"Sea of Japan, Oki IV"
Gelatinesilberabzug
rückseitig signiert, betitelt, datiert und nummeriert
Wasser und Luft. Diese Stoffe sind so alltäglich, dass sie kaum Beachtung finden - und doch bürgen sie für unsere Existenz. Die Anfänge des Lebens sind von Mythen umwoben: Es gab Wasser und Luft. Lebendige Phänomene entstanden spontan aus Wasser und Luft in Anwesenheit von Licht, obwohl das genauso gut auf einen Zufall wie auf eine Gottheit hindeuten könnte. Sagen wir einfach, dass es in unserem Sonnensystem zufällig einen Planeten mit Wasser und Luft gibt, der sich zudem in genau der richtigen Entfernung von der Sonne befindet, um die für die Entstehung von Leben erforderlichen Temperaturen zu erreichen. Obwohl es kaum vorstellbar ist, dass zumindest ein solcher Planet in den Weiten des Universums existiert, suchen wir vergeblich nach einem weiteren ähnlichen Beispiel. Das Mysterium der Mysterien, Wasser und Luft, liegt direkt vor uns im Meer. Jedes Mal, wenn ich das Meer betrachte, fühle ich ein beruhigendes Gefühl der Sicherheit, als ob ich die Heimat meiner Vorfahren besuchen würde; ich begebe mich auf eine Reise des Sehens.
(Hiroshi Sugimoto)
Sea of Japan Oki IV wurde am Japanischen Meer aufgenommen, ein Meer von dem wir glauben, dass eine Reise dorthin nicht unbedingt notwendig ist. Wenn Menschen an Reisen zu touristischen Zielen denken, dann sind die fotografisch festgehaltenen Bilder oft bekannte Wahrzeichen wie der Eiffelturm in Paris, der Big Ben in London, der Tiananmen Platz in Peking und der Fuji in Japan. Sugimoto distanziert sich von der gewöhnlichen Assoziation zu Wahrzeichen und Ländern, er fotografiert dokumentarisch und versucht das Japanische Meer in seinem natürlichsten Zustand festzuhalten. Alle Meere sind verbunden, keine Wahrzeichen sind zu sehen, Namen und Grenzen sind von Menschen auferlegt. Auf keinem der drei Bilder ist an der Horizontlinie Land in Sicht; nur die Meeresszene, und wir, der Betrachter. Sugimotos Fotografie führt uns zurück zu einem Moment bevor Gewässer Namen bekamen und ermöglicht uns, eine unbeirrbare Verbindung mit dem Meer aufzubauen.
(Christies, 2008)